· 

Durchwachsener Herbstabend

Als ich zu schwach war, hinaus zu gehen,

Da lachten durchs Fenster vom Apfelbaum,

Vom kleinen, vom jungen, mich Äpfel an,

 

Gar appetitlich doch anzusehen.

Und vom Bad aus, da keimt in mir recht flink ein Traum:

„Sobald ich den Hund wieder ausführen kann,

 

Lass ich den Baum nicht verlassen dort stehen -

Wenig Obst gab das Jahr, Äpfel gab´ s kaum.

Wertschätzend nehm´  ich der Äpfel mich an!“

 

Heut also ein zweites Mal Gassi gegangen,

Das erste hab ich in den Seilen gehangen,

Ein Umweg zum Baum war nicht möglich zum Pflücken,

Das Wunschbild, es wuchs und mit ihm mein Entzücken.

 

So ein saftiger Apfel, das ist schon was Feines,

Wohlgeschmack, Vitamin C, richtig reines.

Nach vollzognem Spaziergang - wir zogen am Hund -

Juble ich: „Und jetzt ein Apfel, gesund!"

 

Andächtig tret ich zum kleinen Baum.

Doch wo ist geblieben mein Apfeltraum?

Man hat sie geerntet, sie hingen ganz oben …

Da denkt wer gesund, etwa dafür ihn loben?

 

Oder runtergefallen, so reif, wie sie waren

Soll´ n sein, meine Äpfel, die Wunderbaren?

Suche im Gras und bereu es sogleich:

Hier im Kampf hat verlassen das Erdenreich

 

Das Igelchen, neulich noch fotografiert,

Auf die Seite gedreht … Nie wieder es friert,

In verzweifelter Starre zeigt es die Zähne,

Als ob es den Mörder gleich pack an der Mähne.

 

Ach, Igelchen, hätten wir für Dich gesorgt,

Für dich hätt´  ich gern sogar Äpfel geborgt!

Das Herz will mir brechen. So ist die Natur.

„Was mache ich mit dem Igelchen nur?“

 

Traurig wend ich mich zur Blumenrabatte,

Wo ich Blüten im Herbst nicht erwartet hatte,

Und pflück mir paar Astern, Goldrute zum Trost

Und bin schon im Herzen nicht mehr so erbost.

 

Da beginnt es mir über den Kopfe zu dröhnen:

Da fliegen doch Heere von Kranichen, schönen,

Rötlich vom Abendlicht glänzt ihre Brust

Und staunend vergesse ich meinen Frust.

 

Und als riefen, als schrieen zum Abschied sie mir:

„Wer hat den Baum gepflanzt, gehört er dir?“

Erteilen von oben sie mir ihre Lehre,

Dass dem Apfeldieb ich doch nur Milde gewähre.

 

CH, 1.10.2024

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Friederike (Mittwoch, 09 Oktober 2024 15:36)

    Wie traurig kann das Leben sein,
    das bisweilen leuchtet, hoffnungsfroh!
    Aber du fällst nicht aufs Jammen rein,
    sondern dichtest -- einfach so!