Serhiy Ruban, geboren 1980, wurde in Marhanez im Oblast Dnipro geboren, wo er auch heute lebt. Eigentlich hatte ich ihn für diesen Artikel gebeten, mir ein wenig von seinem Alltag zu erzählen. Stattdessen kam ziemlich sofort seine knappe Antwort: "Gerne dürfen Sie jederzeit Ihren Lesern Gedichte von mir zugänglich machen. Sie müssen mich nicht extra fragen. Von mir selbst schreibe ich Ihnen ein wenig später." Das ist nun schon eliche Tage her. Mir brennt unter den Nägeln, sein eindrückliches Gedicht vom 15. August hier zu zeigen. Denn mit dem heranrückenden Herbst wird dort alles noch schwerer. Kälte kann lähmen, viel Kraft geht da für die grundlegendtsten Bedürfnisse des Alltags verloren.
Einige Informationen hatte ich ja schon im Mai von ihm bekommen, als ich ihn um einen kurzen Lebenslauf für meine große ukrainische Gedichtsammlung gebeten hatte.
Seine Stadt, in der er weiterhin als Jurist lebt und häufig auch Bedürftigen unentgeltliche Rechtshilfe leistet, befindet sich direkt an der umkämpften Front. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Zahlreiche Bücher sind von ihm bereits erschienen, zum Beispiel "Mit der Seele erspüren" (2020), "Zwischen hunderttausend Sternen" (2021), etliche Kinderbücher und gemeinsame Ausgaben mit seinem Vater, dem Dichter Oleksandr Ruban. Bekannter noch dürfte sein Onkel, der Dichter Wasyl Ruban sein.
Welch ein Geschenk, von Serhiy Ruban mitten aus dem Gefechtslärm Gedanken über die Stille hören zu dürfen:
Herzberg (Mark), Hof an der B 167
Halt einen Augenblick inne und
hör diese magische Stille …
Seltenheit ist es zurzeit, wenn Himmel und Erde nicht zittern …
Und der Alarm dich in Ruhe lässt, wenn auch nur kurze Zeit,
Der Wind, so mag es sein, hat zerstreut ihn auf Felder ohne Grenzen.
Bloß hat versteckt sich der Wind. Still hat er irgendwo ebenfalls Zuflucht gefunden,
Und nicht tanzt er mit Sommernachtsblättern in Gärten im Kreise,
Singt nicht im Laubwäldchen mit seiner Freundin, der Nachtigall …
Lange schon gibt es in diesen verlorenen Breiten die Nachtigall nicht mehr …
Und verteilt hat sich Rauch, ausgebrannt ist die reife Ähre des Weizens.
Die Morgendämmerung, bald schon wird alles sie zeigen in völliger Gänze …
Ausgeruht hat Ares° sich… Schon dröhnen die Streitwagen wieder …
Orte der Stille, lang schon gibt´s sie hier nicht mehr … Hier tobt sich der Krieg aus.
Serhiy Ruban, 15.08.2024
° Mit Ares kann der griechiche Gott des Krieges bezeichnet werden, aber auch das
das Bataillion Arey, eines der Freiwilligenbataillione der Ukraine.
Herzberg (Mark), Am Waldrand in Richtung Radensleben
Зупинися на мить і послухай магічну цю тишу...
Зараз – рідкість, коли не здригаються небо й земля...
І тривога тебе хоч на деякий час та й залишить,
Може, вітер розсіє її у безкрайніх полях...
Тільки вітер сховавсь. Десь також причаївся тихенько,
Не кружляє із листям серпневої ночі в садах,
Не співає в гаю разом з другом своїм – соловейком...
Соловейка давно вже немає в цих згубних краях...
І розвіявся дим, догорів стиглий колос пшениці.
Зовсім скоро світанок покаже усе і сповна...
Та Арей відпочив...Гуркотять бойові колісниці...
Тиші місця давно тут нема... Тут гуляє Війна.
Сергій Рубан, 15.08.2024 року
Vielleicht, so befürchte ich, ist es für den Dichter zu schmerzhaft, noch konkreter von den Ereignissen zu berichten, die ihn und seine Familie tagaus, tagein bedrohen.
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