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Wie Bileams Esel

 

 

 

 

Kampf mit den Gegebenheiten des Alltags

 

 

 

Wäre der Hund nicht so schleppend gegangen,

 

dann hätt´ ich sicher nicht angefangen,

 

über den Alltag zu philosophieren,

 

mit Versen dann das Papier zu verzieren.

 

 

 

Wäre der Hund nicht so traurig geschlichen,

 

so wär in mir, was ich geseh´n, bald verblichen:

 

auf Steinen hätt´ Moospolster ich nicht betrachtet

 

und ihren Schönheitswert nicht geachtet.

 

 

 

Wäre der Hund etwas flinker gewesen

 

und hätte nicht alle Fährten gelesen,

 

dann hätt´ ich die Kröte wohl auch nicht entdeckt,

 

wie auf dem Weg sie saß, nicht mal versteckt.

 

 

 

Wäre der Hund dort nicht stehen geblieben,

 

und hätt´ mir nicht damit die Nerven zerrieben,

 

dann hätt´ ich das Löwenzahnblatt nicht gepflückt

 

und mit Kräutersalat die Familie beglückt.

 

 

 

Wäre der Hund aus dem Muspott gekommen

 

und hätt´ sich an andren ein Beispiel genommen,

 

so hätt´ ich die Veilchen nicht fotografiert,

 

während er in die Landschaft gestiert.

 

 

 

Wäre der Hund nicht so elend gekrochen,

 

so hätt´ ich auch nicht mit den Nachbarn gesprochen,

 

hätt´ dann den neuesten Tratsch nicht erfahren.

 

Nun kann ich mir mit ihm die Zeitung sparen.

 

 

 

Hätte der Hund mich nicht aufgehalten,

 

hätt´ ich Freiheit genutzt´, meinen Tag zu gestalten.

 

Doch nun gestaltet die Fitness der Hund

 

und daher bin ich nur halb gesund.

 

 

 

Wäre der Hund nicht so lustlos getrottet,

 

so hätte ich schwerlich mich selbst so verspottet:

 

Dass mehr ich beweg mich, hab ich ihn gekauft!

 

Ich hab es auch: Hab mir die Haare gerauft.

 

 

 

Hätte der Hund nicht entsetzlich getrödelt,

 

dann hätt´ ich vermutlich auch nicht so geblödelt,

 

hätt´ es auf Facebook nicht mal notiert

 

und dafür auch kein „Gefällt mir“ kassiert.

 

 

 

Ich wünschte mir sehr, das wär´ alles erlogen.

 

Hab in Ungeduld an der Leine gezogen.

 

Da ist der Hund einfach umgekippt.

 

Ich dachte doch nicht, dass so etwas gibt!

 

 

CH, 5./9.04.2024

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine Zollitsch (Mittwoch, 17 April 2024 06:21)

    Dies alles meine Liebe
    hast du gesehen,
    weil dein Hund manchmal bleibt stehen.
    Ich aber fliege an den schönen Dingen vorbei, weil meine Hunde spurten und das mal Zwei!
    Deine Worte sind wie immer ein Lichtblick am Tag,
    dass ist auch der Grund warum ich dich so mag!