Ich weiß, dass er Frau und Tochter über alles liebt und mit Stolz oft von ihnen erzählt. Seinen Namen nenne ich hier nicht, denn in letzter Zeit schreibt er in den sozialen Netzwerken nur noch für seine Freunde. Er ist ein Mensch mit großem Humor. Doch heute klingt sein Eintrag ziemlich ernst. In wenigen Tagen, so berichtet er, sei das Trainingslager beendet. Etwas mehr als zwanzig Einberufene, alles anständige Leute. Kein Auftreiber dabei und auch kein Säufer. Ein paar Schnarcher, man kann den gestörten Schlaf aber bisher mit Spaziergängen kompensieren. Sie kommen aus den verschiedensten Regionen und haben sich alle problemlos an Unterbringung und Kost gewöhnt. Viele von ihnen lesen Bücher, es sind auch zwei Protestanten dabei, die eifrig die Bibel studieren.
Die Offiziere haben ihr Bestes gegeben, um ihnen innerhalb von vier Wochen ein Maximum dessen zu vermitteln, was sie selbst in einer vierjährigen Ausbildung gelernt haben.
In den nächsten Tagen steht dann der Aufbruch an die Front bevor. Wo du hinkommst, merkt er an, das ist ein Roulette. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, so wird jemand von der entsprechenden Abteilung kommen und ihn gegen Unterschrift abholen.
Er habe gesunden Appetit, schlafe gut und gehe viel an die frische Luft. Das schreibt er so lebendig, dass man beim Lesen regelrecht einen wohlwollenden, warmen Wind um sich wehen spürt.
Bisher konnte er dort nichts schreiben und es kamen ihm auch keine seiner phantastischen Romanideen. Er hofft, das liege nur an der Ungewissheit.
Dann zucke ich beim Lesen zusammen:
"Hiermit hat der bisherige Schriftsteller NN seine Aufzeichnungen beendet."
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