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Wintermorgen

 

Die Nacht hat eine scheinbar weiche Decke

Auf unser stilles, abgenutztes Land gelegt,

Das die Enttäuschung über nicht gehalt'nen Frieden hegt.

Sie glättet, rundet manche raue Ecke.

 

Nun ist der Schneefall eingetreten.

Der Winter brach nicht auf dem Eise ein.

Der Schnee ist noch fast unberührt, so rein.

Man könnte manches Schneegeschoss draus kneten ...

 

Der alte Hund, als sei er neu geboren,

Rennt durch die weiße Pracht, gibt mir die Sporen.

Von ferne hör´ ich Leute schippen, schoren.

 

Noch ist die Seel' im Leibe mir nicht ganz erfroren.

Ich hab' im Winter sicher trotzdem nichts verloren:

Den Frühling hab' ich mir zum Wintertraum erkoren.

 

CH, 22.01.2023

 

Anmerkung: "Schoren" ist ein gängiger, oberfränkischer Ausdruck für "Schnee räumen".

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Friederike (Sonntag, 22 Januar 2023 17:12)

    Das Gedicht gefällt mir. Nur würde ich in der 2. Strophe lieber " manchen Schneeball daraus kneten" statt des etwas seltsamen "Schneegeschosses".
    Ich sehe den alten Hund fö4mlich vor mir, wie er sein Frauchen zum schnellen Laufen animiert.
    Ja, dass die glatte, unberührte Schneedecke leider den Krieg nicht ungeschehen macht, schmerzt .
    Danke für dieses Gedicht!